Im Vorgespräch zur Tantra Massage begegnen mir Fragen, die immer wieder gestellt werden. Ich habe die wichtigsten Antworten für dich zusammengefasst. Von Nacktheit, dem Höhepunkt, sexuellen Problemen bis hin zu Yoni- und Lingam-Massage. Außerdem verrate ich dir am Ende des Beitrags, wie du eine geeignete Masseurin/einen geeigneten Masseur findest. Dir fehlt eine Frage? Ergänze sie in den Kommentaren am Ende des Beitrags, dann beantworte ich sie gerne.

Was ist eine Tantra Massage?

Die Tantra Massage ist eine ganzheitliche Massage für Frauen und Männer. Sie bezieht – im Gegensatz zu konventionellen Massagen – den gesamten Körper mit ein. Zudem dauert sie deutlich länger, in der Regel bis zu drei Stunden und mehr. Ziel der Massage ist es, zurück ins Spüren zu kommen, damit du deinen Körper und deine Sinne wieder mehr wahrnimmst. Oder um deine eigene sexuelle Energie intensiver kennenzulernen. Mehr zu den Hintergründen der Massage und ihren Auswirkungen findest du in diesem Beitrag, inklusive einem Video zur Massage.

Ist Tantra Sex?

Nein. Bei einer seriösen Tantramassage kommt es zu keinem sexuellem Austausch oder gar Geschlechtsverkehr zwischen Masseur/Masseurin und dem Gast. Die Rollen zwischen gebender und empfangender Person sind klar getrennt. Eine Tantra Massage ist jedoch sehr sinnlich und intim. Deine Lust ist jederzeit erlaubt, sie muss jedoch keineswegs im Vordergrund stehen. In vielen Fällen passieren ganz andere Dinge – du kommst zurück ins Spüren und zu dir selbst, erlebst verschiedenste Emotionen und/oder machst Erfahrungen spiritueller Natur. Kläre im Vorgespräch, wie viel Nähe und Berührung du dir wünschst, und benenne ganz klar deine Grenzen.

Sind beide unbekleidet?

In der Regel ja. Um ein energetisches Gleichgewicht herzustellen, und damit die EmpfängerInnen ganz ins Spüren kommen. Denn die Berührung erfolgt hauptsächlich mit den Händen, aber auch mit dem Körper. Doch niemals direkt von Intimbereich zu Intimbereich.

Du fühlst dich mit dem Unbekleidet-Sein auf gebender oder empfangender Seite unwohl? Oder du willst an bestimmten Stellen nicht berührt werden? Dann sprich es vorher an. Die Masseurin/der Masseur wird eine Form der Massage finden, die wirkt, und die dennoch deinen Wunsch berücksichtigt.

Wie läuft eine Massage ab?

Vor jeder Massage gibt es ein ausführliches Vorgespräch. Darin wird dir dir diese noch einmal erklärt. Ebenso fragt der Masseur/die Masseurin deine Wünsche ab, aber auch deine Grenzen. Danach folgt – nach einer kleinen rituellen Einstimmung – die Ganzkörpermassage. Nur wenn du dies wünschst schließt sie eine Yoni- bzw. Lingam-Massage mit ein (siehe weiter unten). Du bestimmst jederzeit, wohin und wie weit die Reise geht, vor und während der Massage.

Im Anschluss gibt es ein Nachgespräch: Wie ist es dir während der Massage ergangen? Welche Fragen sind aufgekommen? Ein Video, das die Tantra Massage und den Ablauf sehr anschaulich erklärt, findest du hier. Mehr zum Ablauf der Massage erfährst du im Beitrag Was passiert bei einer Tantramassage?

Was sind Yoni und Lingam Massage?

Die Vertiefung der Massage bezieht die Yoni (Sanskrit: weiblicher Intimbereich) bzw. den Lingam (männlicher Intimbereich) mit ein. So werden alle Aspekte der Frau/des Mannes achtsam berührt. Die Sinneserfahrung ist dabei nicht auf den Intimbereich begrenzt, sondern bezieht deinen gesamten Körper mit ein – du lernst, deine sexuelle Kraft auszudehnen.

So kannst du beispielsweise mehr über die Verbindung deiner Yoni/deines Lingams mit deinem Herzen (Herz Chakra) erfahren, wenn du es möchtest. In einem klar definierten Rahmen bietet dir die Yoni und Lingam Massage die Chance, mehr über dich und deine Sexualität zu erfahren, als es üblicherweise der Fall ist.

Ist ein Orgasmus erlaubt?

In der Tantra Massage ist jede Empfindung willkommen. Neben anderen Gefühlen können dies Lust, Ekstase oder eben der Höhepunkt sein. Du bist herzlich eingeladen, alles zuzulassen, was sich während der Massage äußert. Die Tantra Massage folgt allerdings dem Prinzip der Absichtslosigkeit. Es gibt kein Hinarbeiten auf einen Orgasmus, dieser ist nicht das eigentliche Ziel.

Es geht darum, ganz in deinen Körper, dein Spüren und dein bewusstes Sein zu kommen. Dann fällt es dir auch leichter, Lust zu empfinden – ob mit oder ohne den klassischen Orgasmus. Im Tantra kennt man viele Formen des Höhepunkts. Ein Beispiel: Manche Männer erfahren in der Tantra Massage eine Ekstase, die keinem physischen Orgasmus entspricht, und die doch um einiges tiefer geht.

Was ist der Unterschied zu Erotikmassagen?

Auch hier gilt: Die Tantra Massage hat keine bestimmte Absicht. Die Erfahrungen, welche EmpfängerInnen machen, sind oft eher geistiger oder spiritueller Natur. Auch wenn die Lust ganz klar kommen und sein darf, so steht sie nicht im Vordergrund. Sie wird auch nicht willentlich herbeigeführt.

Tantra Massagen beinhalten keine zielgerichtete Stimulation, kein schnelles „Happy End“ und auch keinerlei sexuellen Austausch. Zudem dauern sie deutlich länger, als klassische Massagen oder Erotikmassagen. Ihr Ziel ist es nicht, einen bestimmten Zustand zu erreichen, sondern in die Tiefe zu gehen. Wie diese Tiefe aussieht, das kann bei jedem Empfänger/jeder Empfängerin anders sein. Dazu gleich noch mehr.

Ich spüre mich nicht. Kann die Massage helfen?

Mit ihrem langsamen und schrittweisen Aufbau nimmt sich die Tantra Massage viel Zeit. Du lernst dabei sehr unterschiedliche Berührungen und deren Intensität kennen. Die meisten Empfangenden berichten hinterher, dass sie sich in der Massage deutlicher und facettenreicher spüren, als es normalerweise der Fall ist. Es kann jedoch sein, dass du mehrere Anläufe benötigst, um die gleiche Erfahrung zu machen.

Wenn du Schwierigkeiten damit hast, deinen Körper wahrzunehmen, solltest deine Erwartungen an die erste Massage also nicht zu hoch setzen. Sprich es auf jeden Fall im Vorgespräch an. Dann kann sich der Masseur bzw. die Masseurin mehr Zeit für das gezielte Hinspüren nehmen. Der/die Massierende verweilt dabei an einzelnen Punkten, um so das Empfinden zu verstärken. Als Basis dient dein Feedback während der Massage. Lies dir ergänzend die nachfolgenden Abschnitte durch.

Hilft die Massage bei Unlust und sexuellen Störungen?

Tantra Massagen sind eine sehr sinnliche Erfahrung. Es kann es jedoch sein, dass du dich in der Massage zu sehr unter Druck setzt, gerade wenn Sexualität ein schwieriges Thema für dich ist. Dann kann die Tantramassage immer nur ein begleitendes Angebot sein. Bei länger anhaltender Unlust und sexuellen Störungen – beispielsweise Schmerzen, erektiler Dysfunktion oder Schwierigkeiten mit dem Orgasmus – solltest du dir fachkundige Hilfe suchen, etwa durch Sexualtherapeuten.

Diese können deutlich besser entscheiden, an welchem Punkt welche Form der Massage für dich geeignet ist. So kann man beispielsweise mit Ganzkörpermassagen beginnen, bevor man die Yoni/den Lingam irgendwann mit einbezieht. Unter dieser fachlichen Begleitung sind Tantra Massagen eine sehr gute Möglichkeit, um Schritt für Schritt Vertrauen zu deinem Körper zurückzugewinnen. Professionelle MasseurInnen werden in ihrer Ausbildung geschult, mit Fachtherapeuten zusammenzuarbeiten. Sie werden und dürfen nicht selbst therapieren.

Was ist, wenn starke Emotionen kommen?

Lust kann bei einer Tantra Massage ebenso auftreten wie unterschiedlichste andere Emotionen, auch im Wechsel. Etwa tief verwurzelte Trauer, Wut, Ekstase bis hin zur tiefen Entspannung. Man kommt zurück ins Spüren und zu sich. Was dabei zutage tritt und sich seinen Weg bahnt, das überrascht einige. Emotionen und Gefühle sind eine einmalige Gelegenheit, mehr über dich zu erfahren. Du brauchst dich deswegen keinesfalls zu schämen, sondern kannst sie bewusst beobachten, annehmen und gegebenenfalls transformieren.

Im Vor- und Nachgespräch zur Massage hast du die Gelegenheit, diese Erfahrung zu vertiefen und zu teilen – wenn du dies möchtest. Lies dir jedoch zusätzlich den folgenden Abschnitt zum Thema Heilung durch.

Heilt mich die Massage?

Eine Tantra Massage kann zahlreiche heilsame Prozesse anstoßen, auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Tantra Masseure und Masseurinnen sind jedoch ausdrücklich keine Therapeuten – es sei denn, sie verfügen über beide Qualifikationen. Von daher werden dir seriöse MasseurInnen niemals eine bestimmte „Heilung“ versprechen. Eine Tantra Massage ist eine sehr intensive Erfahrung. Sie bringt dich mit starken Gefühlen in Kontakt. Siehe den Abschnitt zu den Emotionen.

Wenn schwierige Erfahrungen oder gar ein Trauma dein Leben geprägt haben, solltest du dies vorab unbedingt mit dem Masseur bzw. der Masseurin besprechen, und die Massage gegebenenfalls therapeutisch begleiten lassen.

Masseur oder Masseurin?

Frauen lassen sich gerne von Frauen massieren, Männer ebenfalls. So kann man grob den allgemeinen Trend zusammenfassen. Wenn du dir als Frau bei der ersten Massage unsicher bist, oder eine andere Energie als üblicherweise spüren willst, dann macht eine Masseurin durchaus Sinn. Ein Mann hingegen kann dich in eine Spannung bringen, die davon abweichende Formen der Lust und der Emotionen fördert.

Für Männer ist es oft sehr heilsam, sich vom eigenen Geschlecht massieren zu lassen – so auch meine eigene Erfahrung. Dann stehen weniger die Lust im Vordergrund, sondern spirituelle und verbindende Elemente. Meine Empfehlung: Wenn du offen dafür bist, dann probiere beides aus. So oder so gleicht keine tantrische Massage der anderen.

Was sind ausgebildete Masseure/Masseurinnen?

Tantra Masseur/Masseurin ist kein offizieller oder anerkannter Beruf. Es gibt jedoch den Tantramassage-Verband e.V. (TMV) und angeschlossene Ausbildungsinstitute, die eine Ausbildung nach fest definierten Qualitätskriterien sicherstellen (Hinweis: Ich bin selbst Mitglied im TMV). Der Verband vergibt nach erfolgreichem Abschluss das sogenannte TMV-Zertifikat. Es garantiert, dass die betreffende Person eine professionelle Tantramassage nach den Kriterien des Verbandes geben kann.

Wie erkenne ich die Qualität einer Massage?

Leider gibt es einige schwarze Schafe, die Tantra Massagen anbieten, obwohl sich dahinter eine wenig achtsame Erotikmassage verbirgt. Das kann bis hin zur Grenzüberschreitung gehen. Und selbst jene Anbieter, die es eigentlich „gut meinen“, bieten nicht immer die notwendige Qualität. Dann gehst du vielleicht mit einem schalen Gefühl aus der Massage: „Das war es jetzt?“ – und versuchst es nie wieder. Das ist vor allem deswegen schade, weil eine fundierte Tantra Massage deiner Sexualität völlig neue Impulse geben kann.

Lies dir die vorherigen Abschnitte gut durch. Wenn du einem Anbieter deiner Wahl die gleichen Fragen stellst, sollten dabei ähnliche Antworten herauskommen. Wenn eine Webseite mit viel Nacktheit wirbt, ist dies ebenfalls kein gutes Zeichen. Es gibt zwei Wege, um sicherzustellen, dass du bei einer guten Adresse gelandet bist:

  1. Jemand aus deinem Bekanntenkreis kann dir einen Tantra Masseur/eine Masseurin empfehlen. Idealerweise fragst du eine Person, die bereits Erfahrungen mit Tantra hat, die also die Qualität auch einschätzen kann.
  2. Alternativ dazu kannst du gezielt nach Masseuren und Masseurinnen mit TMV-Zertifikat suchen (hier und hier).

Kläre jedoch im Telefongespräch, ob die „Chemie“ zwischen euch passt. In jedem Fall gehört zu einer Tantra Massage ein ausführliches Gespräch vor Ort, vor der Massage. Auch dort solltest du noch einmal entscheiden, ob das Angebot für dich stimmig ist. Professionelle MasseurInnen werden dich niemals zu etwas überreden, sie machen aber auch keine Versprechungen. Seriöse Profis fragen deine Wünsche genauso ab, wie deine Grenzen, und berücksichtigen diese jederzeit (siehe „Ablauf der Massage“).

Was denkst du darüber? Welche Fragen hast du? Nutze einfach die Kommentarfunktion am Ende des Beitrags – auch anonym.

Bilder: Nagy Arnold, Mourad Saadi, Charles Deluvio, Karina Vorozheeva, Andy Fitzsimon @Unsplash

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für deine guten Antworten und überhaupt den super geschriebenen Text, der mir aus dem Herzen spricht.

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