Wenn Männer an Seminaren zu achtsamer Sexualität teilnehmen, dann ist ihnen die Verunsicherung oft anzusehen: Bin ich als Mann zu weich, wenn ich Intimität mit Bewusstheit verbinde? Was denken die anderen Männer über mich? Und macht mich zu viel Achtsamkeit uninteressant für die Frauen?
Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie sich die TeilnehmerInnen solcher Trainings schon nach wenigen Tagen verändern. Die Frauen lassen ihre Fassade meist schneller hinter sich. Sie zeigen ihre Emotionen recht ungeschminkt. Die Männer brauchen bis zur ersten Männer-Runde, in der sie komplett unter sich sind. Auch hier präsentieren wir uns zunächst von unserer starken Seite: Taxierend, einzelkämpferisch, unnahbar. Der Modus „die anderen Männer stehen in Konkurrenz zu mir“ – in dem wir uns bewusst oder unbewusst befinden – lässt sich nur schwer ablegen.
Mit entsprechenden Übungen werden dann auch wir plötzlich umsichtig, herzlich, unbeschwert und zugänglich. Es entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit – wir öffnen unser Herz. Doch wer genau in sich hineinhorcht, der spürt einen Wandel am Ende der Übung: Die Unbekümmertheit weicht der Scham. Wir sind es nicht gewohnt, unsere Muster aufzubrechen und uns von unserer „weichen“ Seite zu zeigen. Denn diese macht uns verletzlich.
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